Am 16.4.2025 haben anwesende Mitglieder von Callerlab das sogenannte „Proposal“ mit einer überwältigenden Mehrheit von 153 zu 13 Stimmen (bei 4 Enthaltungen) genehmigt. Dies hat weitreichende Folgen für den Square Dance weltweit.
Im wesentlichen wurde beschlossen die Programme Mainstream (wie heute im folgenden MS-70), Basic1 und Basic2 sowie SSD abzuschaffen und durch ein neues Mainstream (im folgenden MS-50) zu ersetzen. MS-50 darf MAXIMAL 50 Calls enthalten. Das bisherige Plus wird erweitert und muss in Zukunft MINDESTENS 50 Calls enthalten.
Im folgenden möchte ich einmal für alle verständlich das weitere Prozedere darstellen. Ich bemühe mich dabei, die Tatsachen möglichst objektiv und neutral darzustellen. Anschließend werde ich aber auch meine Meinung dazu darzulegen. Wer die nicht hören will, kann ja dann aufhören zu lesen.
Zunächst einmal etwas Statistik (lt. Facebook Eintrag wie auf der Versammlung verkündet):
Callerlab hat gegenwärtig 1332 Mitglieder. Davon sind 1107 aus den USA, 40 aus Kanada und 185 aus „Übersee“ (Rest der Welt). Davon sind 579 stimmberechtigte Mitglieder (die anderen sind „Associate oder Trainee oder eben nicht stimmberechtigt“). Anwesend bei der Abstimmung waren 161 stimmberechtigte Mitglieder. Die Differenz zum Abstimmungsergebnis kann ich nicht erklären – ist aber auch unerheblich
Wie geht es nun weiter?
UPDATE 30.05.2025
Es gibt bei Callerlab eine neue Seite, auf die Ergebnisse der Abstimmung und das weitere Vorgehen erläutert wird: https://callerlab.org/tippp/
Daher habe ich meine eigenen Annahmen weitestgehend entfernt. Die finale Implementation „worldwide“ ist nun für den 1. September 2026 geplant.
1. Schritt: Mainstream Komitee legt die 50 Calls (oder weniger) für MS-50 fest
Es gab bereits in den letzten Monaten ein „Ad-Hoc Komitee“ (wohl vom Callerlab Vorstand ernannt), dass sich mit dem Thema beschäftigt hat. Dieses soll nun bis September 2025 die neue MS-Liste mit maximal 50 Calls vorlegen. Es wird ein neues MS Komitee gegründet (Juni 2025), das aus den bisherigen Mitgliedern des alten MS, des SSD und des Basic Komitees besteht.
Die schwierige Aufgabe ist es sich auf 50 Calls zu einigen, d.h. aus dem alten MS Programm Figuren zu streichen. Da man sich wohl auf das SSD Programm (für die Auswahl der Figuren) geeinigt hat müssen noch kleinere Änderungen vorgenommen werden. Wenn ich das heutige SSD Programm und das heutige MS Programm vergleiche, würde das bedeuten, dass folgende Calls aus dem MS-70 gestrichen würden.
- Do Paso [BASIC]
- See Saw [BASIC]
- Walk Around the Corner [BASIC]
- 1/4 Tag / 3/4 Tag [M]
- Cloverleaf [M]
- Dixie Style to a Wave [M]
- Eight Chain Thru [M]
- Pass To The Center [M]
- Shoot The Star [M]
- Slip The Clutch [M]
- Spin Chain Thru [M]
- Spin The Top [M]
- Thar Family [M]
- Turn Thru [M]
- Walk and Dodge [M]
Hinzu kommen mindestens 3 Calls, die aus der SSD Liste gestrichen werden müssen und einzelne Vereinfachungen wie z.B. Slide Thru nur für Boy und Girl oder Scoot Back nicht aus Quarter Tag. Wenn ich es richtig verstanden habe, wird auch diskutiert weitere Calls zu einer Familie zusammenzufassen – also etwa Turn Thru und Arm turns oder Dive thru und Pass to the Center. Durch diesen Trick würden mehr als 50 der bisherigen Calls im MS erhalten bleiben.
2. Schritt: Plus Komitte legt die 50 (oder mehr) Plus Calls fest.
Man geht davon aus, dass diese Liste die bisherigen Plus Calls und die gestrichenen MS Calls enthält. Das Komitee ist da aber frei und kann auch Calls ignorieren und damit in die höheren Programme verbannen. Auf jeden Fall fehlen noch einige Calls bis zur Mindestmenge (50) und müssen dann aus dem A1/A2 Programm zum Plus hinzugefügt werden. Auch da wird es wohl größere Diskussionen darüber geben, welche Calls man denn hinzufügen soll.
Mögliche ist auch eine Konfrontation zwischen MS-Komitee und Plus-Komitee. Plus hat 29 Figuren. Nimmt man obige Liste plus 3 so kommen 18 aus dem MS hinzu. Bleiben mindestens 3 Calls, die hinzugenommen werden müssen (Mindestens 50). Wenn von den MS/SSD Leuten nun aber noch weitere Calls ins neue MS gebracht werden müssen, dann erhöht sich diese Anzahl und Plus wird noch schwieriger. In den Diskussionen vorher war aber immer die Rede davon, dass sich für die Plus-Leute nichts ändert. Es müssen jedoch alle Plus Tänzer mindestens 3 neue Figuren erlernen. Es könnten aber auch 7 oder mehr Calls werden.
4. Schritt: Veröffentlichung
Für die Details der weiteren Veröffentlichung könnt Ihr die genannte Callerlab Seite lesen. Ich habe mich auch für die Email-Liste eingetragen. Damit erhält man einen Hinweis, wobald neue Informationen auf der Callerlab Seite veröffentlicht werden. Wenn ich es richtig verstehe will man auch Zwischenergebnisse veröffentlichen (mit Verfallsdatum) um alle auf den laufenden zu halten.
Am 1.9.2026 sollen dann alle Dokumente verfügbar sein und die Richtlinien für alle Caller weltweit gelten.
EAASDC und ECTA (unsere deutschen Organisationen) haben sich bisher immer verpflichtet gefühlt die Callerlab Entscheidungen mitzutragen. Damit würden diese Änderungen ab dann auch für uns gelten.
Das MS-Komitee (Achtung: hier fließen auch Annahmen und meine Meinung ein!)
Bisher wurde nur EIN Dokument beschlossen, in dem die Politik hinsichtlich der Programme verbindlich festgelegt wird (Max 50 MS, MIN 50 Plus). Alles andere, das vom Callerlab Vorstand kommuniziert wurde (Workbooks für Caller, Gewinnung neuer Caller, Unterrichtsmaterial usw) und von den Befürwortern als Vorteile gesehen werden, liegen im wesentlichen in der Verantwortung der Komitees (im wesentlichen dem MS-Komitee).
Derzeitiger Vorsitzender des MS-Komitees is Harlan Kerr; sein Stellvertreter Michael (Mickey) Braithwaite (den ja wohl viele kennen werden). Da ja aber im Juni ein neues Komitee gegründet wurde wird sich zeigen, wer der künftige Vorsitzende ist.
Die Ergebnisse werden dann zu Kommentierung versandt (mit Terminsetzung). Danach werden die Kommentare und Bedenken eingearbeitet (oder auch nicht). Wenn man meint, ein mehrheitsfähiges Dokument zu haben, wird schriftlich abgestimmt. Bei Ablehnung werden weitere Vorschläge gemacht, bis eine Mehrheit erreicht wird.
So weit man aus Mailing-Gruppen und Kommentaren einzelner Mitglieder hören kann, war es in der Vergangenheit sehr schwierig zu einem Konsens zu kommen. So hat die Überarbeitung der Definitionen mehrere Jahre in Anspruch genommen. Alle 3 Jahre werden ja die Calls und Definitionen geprüft (Triannial review). Dabei wurden regelmäßig dutzende Änderungen (insbesondere Streichungen von Calls vorgeschlagen). Kein Vorschlag fand dabei eine Mehrheit.
Es bleibt abzuwarten, ob das neue Komitee die gesetzten Zielvorgaben erfüllen kann. Es gibt aber wohl klare Vorgaben vom Vorstand und man wird sich sicherlich bemühen hier einen Konsens zu erreichen.
Spannend wird auch die Frage, ob die Figuren zunächst von den Standardpositionen (in 24 Stunden=12 Wochen) wie im SSD oder eher aus allen Positionen inklusive Timung und Styling wie im Basic (=44 Stunden = 22 Wochen) unterrichtet werden soll. Bei der 2. Variante wären dann aber die gewünschten Multi-Cycle Classes (also 2 oder mehr Classes pro Jahr) nicht mehr möglich.
Da man ja auch sogenannte Playbooks und andere Materialien erstellen will, ist das Vorhaben schon sehr herausfordernd.
Noch mal zurück: Warum das Ganze? Argumente der Befürworter
Man sieht vor Allem auf die Zahlen. Bei den großen Veranstaltungen in den USA waren noch vor einigen Jahren 5-stellige Teilnehmerzahlen zu beobachten. Heute sind 4-5000 Teilnehmer schon ein großartiges Ergebnis. Auch in vielen Clubs in den USA steigt die Alterspyramide immer weiter und die Anzahl der Clubs und die Anzahl der Mitglieder sinkt. Daher sieht man großen Handlungsbedarf.
Als größtes Hindernis wird gesehen, dass es zu lange dauert, bis jemand Square Dance erlernt hat. Während eines Kurses können keine neuen Interessenten aufgenommen werden. Nachdem man Mainstream erlernt hat, gehen viele Tänzer sogleich in einen Plus-Kurs („Rush to Plus“) – oft ohne die erforderlichen tänzerischen Fähigkeiten. In vielen Gebieten der USA werden sogar alle Figuren bis zum Plus gleich in einem Rutsch unterrichtet – es gibt kaum MS-Clubs. Das macht es für Einsteiger noch schwieriger mit SD anzufangen. Die Befürworter haben Mantra-artig immer wieder angesprochen: „Wir müssen JETZT etwas tun, um Square Dance zu retten“. Jede Maßnahme ist besser als nichts zu unternehmen.
Man schielt weniger auf die existierenden SD-Tänzer, sondern fokussiert auf die (möglichen) neuen Mitglieder. Das MS-50 soll man in 12-14 Wochen (Minimum 24 Stunden – also im Prinzip auch an 3 Wochenenden!!) unterrichten können. Es sollen zunächst nur die Standard Anwendungen unterrichtet werden – Variationen später wenn der Kurs abgeschlossen ist. Damit kann man bis zu 3 SD-Kurse pro Jahr anbieten und damit schneller neue Mitglieder gewinnen. Anschließend sollen diese neuen Mitglieder dann weiterhin MS-50 tanzen und „volle“ Clubs garantieren. Soweit oft genannte Argumente in der Diskussion.
Dieser Interpretation wurde aber auch schon vehement widersprochen. Nein man lehne sich eher an Basic an (Mindestens 44 Stunden). Ansonsten würde man ja die bisherigen MS-Tänzer verprellen.
Um den „Rush to Plus“ zu unterbinden soll das Plus-Programm wesentlich schwieriger werden (insgesamt mindestens 50 Figuren erlernen). Das soll abschrecken.
Auswirkungen auf existierende Tänzer hält man für vertretbar:
- Plus Gruppen müssen nur einige wenige zusätzliche Calls lernen. Die Regionen in der USA, die ohnehin gleich Plus unterrichten sind nicht tangiert.
- Basic Gruppen gibt es kaum.
- SSD Gruppen machen weiter wie bisher. Allerdings wird die Praxis unterbunden, gleich nach dem SSD Programm die „fehlenden“ Figuren bis MS-70 zu unterrichten.
- MS Tänzer müssen nichts dazulernen. Sie kennen alle MS-50 Figuren und haben daher keine Probleme. Die fehlenden Figuren werden viele Tänzer überhaupt nicht bemerken, da diese ohnehin selten bis gar nicht gecallt werden.
Insgesamt erscheint es mir jedoch, dass die große Mehrheit dringenden Bedarf sieht, Square Dance zu ändern. Wie das aussehen soll – darüber gehen die Meinungen sehr auseinander. Jeder interpretiert in das Proposal andere Inhalte und Sichtweisen hinein. Dabei wurde bisher nur über den ersten Schritt entschieden. Alles andere wird wohl erst in einigen Monaten sichtbar werden.
Was bedeutet das für uns in naher Zukunft
Nun kurzfristig (d.h. in den nächsten Wochen und Monaten) wohl erst mal nichts.
Wenn wir die Auswirkungen für Deutschland beurteilen wollen, müssen wir zunächst einmal eine Grundlage haben. Ich hatte bereits vor längerem (eigentlich aus Langeweile) einmal eine Statistik erstellt (https://definition.nanninga.myds.me/clubs-in-deutschland/ ). Darauf basierend sollten wir analysieren, welche Regionen wie betroffen sind. Wir sollten mit unseren Tänzern sprechen, um herauszufinden wie ihre Meinung ist.
Richtig diskutieren kann man aber wohl erst, wenn die neuen Listen vorliegen. Aber man sollte sich bereits heute Gedanken über folgende Fragen machen:
- Wie reagieren reine MS-Tänzer darauf, dass plötzlich ca. 18 Figuren nicht mehr gecallt werden?
- Sind ALLE Caller in der Lage mit weniger Figuren noch ein interessantes und abwechlungsreiches Angebot zu machen?
- Wie reagieren die Plus Tänzer darauf, dass sie nun noch einmal zusätzliche Figuren erlernen sollen?
- Muss man befürchten, dass
- Ein Teil der MS Tänzer aufgibt, weil es ja nun „zu langweilig“ wird?
- Ein Teil der MS Tänzer sich wohl oder übel im Plus versuchen (obwohl sie möglicherweise noch nicht so weit sind)?
- Ein Teil der Plus Tänzer sich weigert nun noch weiter zu lernen oder alternativ gleich ins A1 Programm wechselt?
- Wie sollen Specials etc in Zukunft angekündigt werden. Bisher war es üblich MS/PL im Wechsel anzukündigen. Kann man das weiterhin so machen, bevor der Anpassungsprozess abgeschlossen ist?
Ich halte es für sehr wichtig die Tänzer mit einzubeziehen. Bei meinen Tänzern war die Reaktion klar (obwohl ja keine Details bekannt waren): Eine Hälfte (den schwächeren Tänzern) ist es egal – die anderen wollen dann aufhören.
Was würde ich mir wünschen? (MEINUNG)
Neue Tänzer haben keine Ahnung von der Anzahl der Figuren oder der Länge der Class. Daher sehe ich nicht, wie die beschlossenen Änderungen mehr Leute dazu veranlassen könnten sich mit SD zu befassen. In der Werbung schreiben „Ihr braucht jetzt statt 3/4 Jahr nur 1/4 Jahr um SD zu lernen?“ – Das ist der große Brüller?
Ich würde mir wünschen, wie würden einen eigenen „europäischen“ Weg gehen. Das Hauptargument ist ja: „Wir können überall auf der Welt tanzen“. Aber mal ehrlich: Wie viele Tänzer haben denn die Möglichkeit regelmäßig irgendwo in der Welt zu tanzen. Normal sind doch – sofern überhaupt – einige wenige Reisen nach Übersee. Und wenn man MS-70 kann kann man dort ja auch MS-50 tanzen. Meine Tänzer waren in Boston. Nur durch die Vermittlung einiger netter Tänzer wurde extra für sie ein Abend organisiert. Der Club von Ted Lizotte hat keine Rücksicht genommen … „Ihr tanzt kein Plus – dann habt ihr Pech“. Also wer kein Plus kann kann oft in Amerika nicht tanzen!
Auch die meisten Amerikaner, die nach Europa kommen sind i.d.R. Plus-Tänzer und haben hier nur bedingt Schwierigkeiten. Ich halte also die „in aller Welt tanzen“ Argumentation für nicht stichhaltig.
Viel schlimmer wäre es, wenn einzelne deutsche Caller beschließen ich mache weiter wie bisher und andere sich nach Callerlab richten. Dann wird es auf Specials und Jamboriees GANZ schwierig. Dann wird wirklich in jedem Dorf etwas anderes getanzt. Daher wäre jetzt Leadership bei ECTA und EAASDC gefragt.
Im Prinzip wäre der „europäische Weg“ erst mal alles beim Alten zu belassen und gleichzeitig Kampagnen zu organisieren, die den Square Dance bekannter machen – also „Nationaler Square Dance Tag“ an dem jeder Club etwas organisiert, worüber in allen Medien berichtet wird. Zentrale Youtube Kanäle, wo professionell über SD berichtet wird; spontane Flash Mobs an bekannten Orten. Ziel muss es sein, dass immer mehr – insbesondere auch junge Leute – von sich aus fragen „wo kann man das machen?“
Mit dem Proposal beschäftigen wir uns nun wieder jahrelang mit uns selbst und verschwenden wertvolle Zeit und Ressourcen.
Wo sehe ich noch Unterschiede zwischen der Situation in Deutschland und Amerika?
Man sollte wissen, das SD in einigen amerikanischen Bundenstaaten als nationaler Tanz geführt wird. Jimmy Carter – ehemaliger Präsident – hat bis ins hohe Alter Square Dance betrieben. Viele Amerikaner mussten in der Schule zwangsläufig SD lernen (bei Sport- oder Musiklehrern, mit uraltem Material). Ich will damit sagen viele Amerikaner wissen, was Square Dance ist. Es hat allerdings ein sehr schlechtes Image: Es gilt als rückständig, ländlich oder in neudeutsch „Un-Cool“. Wenn man die richtigen Aktivisten motiviert Werbung für den „modernen Square Dance“ zu machen, gelingt es oft auch neue Leute zu motivieren. So gibt es einige Erfolgs-Stories von SSD Gruppen. Wenn man erst einmal neue Leute geworben hat, werden durch Mund-zu-Mund-Propaganda wieder andere Tänzer geworben. Gerade durch diese Erfolgsgeschichten entstand ja die Idee dies nun verbindlich für alle einzufühen.
Wenn ich in Deutschland erwähne, dass ich SD mache ist immer die erste Frage „Was ist das denn?“. Dann erklärt man erst einmal umständlich das Wie, WAS und Warum; die Zusammenhänge und versucht den Spaß den wir dabei haben zu erklären. Je nach Situation bekommt man dann ein höfliches Desinteresse oder Ignoranz. Hier müssten wir mehr ins Fokus der Öffentlichkeit treten und unsere Nische verlassen. Dafür finde ich aber keinerlei Ansätze. Jeder Club ist im Rahmen seiner Möglichkeiten auf sich selbst angewiesen. Das Problem in Europa ist also: Unkenntnis (und nicht wie in Amerika Image). Daher meine Ansicht: Unterschiedliche Probleme = unterschiedliche Lösungen.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Konzept mit 50 Figuren irgendwas an dieser Situation in Deutschland verändert. Dann sind aber alle Änderungen, die durch das Proposal ausgelöst werden „Für die Katz“ und sorgen unnötig für Unruhe.
Warum will keiner Square Dance machen?
Hier gibt es aus meiner Sicht – außer den beschriebenen Unterschieden – die gleichen Gründe in allen Ländern. Unsere moderne Welt in Europo und Übersee macht es für den einzelnen schwer, sich in der kurz bemessenen Freizeit langfristig für etwas zu engagieren. Und genau das verlangen wir: Längerfristiges Engagement.
Ich sehe Kinder und Jugendliche, die SD erlernen. Sobald aber Schule, Lehre, Beruf, Freundin/Freund in den Vordergrund treten verlieren wir die meisten wieder. Danach kommen Kinder und Familie. Nur wenige schaffen es neben kleinen Kindern auch noch Hobbies REGELMÄßIG zu betreiben. Dann kommt evtl. Haus/Wohnung; der tägliche Kampf im Beruf. Wenn ich mir dann überhaupt überlege Abends und am Wochenende Aktivitäten zu planen, dann muss das mit meinen sonstigen Aktivitäten in Einklang gebracht werden. Viele bleiben auch bei den vielfältigen Streaming-Angeboten oder dem Gaming (das kann man zu Hause betreiben).
Auch sind meine Prioritäten dann nicht beim SD, sondern das Hobby kommt erst, wenn andere Anforderungen erfüllt sind.
Diese Entwicklung gilt nicht nur für den SD, sondern betrifft viele andere Vereine ebenfalls. Und auch das ist ein weiterer Grund: Es gibt SEHR viele Angebote. Selbst bei uns im ländlichen Raum gibt es Line Dance, Clogging, Cheer Leading, American Football – nicht zu reden von „traditionellen Angeboten“ wie Volkstanz, Fußball, Handball, Volley-Ball usw. Viele dieser Angebote ermöglichen es jederzeit einzusteigen und auszusteigen, so wie es die persönliche Situation erfordert. Dies ist beim SD gegenwärtig nicht möglich. Dies ändert sich auch mit einem Programm von 50 Calls NICHT – auch wenn man gerade dieses von Proposal erhofft.
Anders wäre es nur, wenn wir Angebote schaffen, wo man an 1-2 Wochenenden die ersten 20-25 Figuren erlernt und dann beliebig kommen und gehen kann. Das kann aber kein einzelner Club leisten, sondern müsste regional organisiert werden. Die weiteren Figuren werden sukzessive nach den Wünschen und Möglichkeiten der Teilnehmer hinzugefügt. Zeitvorgaben darf es dabei nicht geben. Ein solches Konzept könnte aus meiner Sicht Erfolg haben – ist aber wohl Utopie.
Was uns bleibt sind die sogenannten „Empty nester“ – also Leute ab 50, wo die Kinder aus dem Haus sind, man „angekommen ist“ und nun nach Möglichkeiten sucht gemeinsam etwas zu unternehmen. Im Ergebnis kommen dann oft Frauen zu uns weil der Partner „nichts mit tanzen am Hut hat“. Die 50er sind schnell 60er. Und irgendwann landet man wie in meiner Gruppe bei einem Altersdurchschnitt von über 70 und hat keinerlei Chancen mehr Jugendliche zu gewinnen.
Dafür bräuchte es mehr und vor allem junge Caller!
Ich hätte schon einige Ideen, die ich auf anderen Seiten auch formuliert habe. Ich sehe aber nicht wie dies mit ECTA/EAASDC umgesetzt werden könnte.